Shoppingmeile verliert politischen Rückhalt

Das geplante Mega-Einkaufszentrum Uplace in Machelen bei Brüssel verliert so langsam den Rückhalt in der Politik. Nach den flämischen Liberalen Open VLD und Flanderns christdemokratischer CD&V äußerten jetzt auch die Nationaldemokraten N-VA erste Kritik. Damit verhalten sich alle flämischen Koalitionspartner in der Landesregierung zurückhaltend in dieser Frage.

Offenbar ist der N-VA, die bisher hinter dem Projekt stand, der Boden unter den Füßen zu heiß geworden. Die öffentliche Wahrnehmung gegenüber diesem Mega-Einkaufszentrum werde immer schlechter, so N-VA-Parteichef Bart De Wever zu diesem Thema gegenüber der flämischen Tageszeitung Het Laatste Nieuwe. Die N-VA war die letzte flämische Partei, die dem Riesenprojekt noch etwas abgewinnen konnte.

Uplace ist fast überall umstritten. So widersetzt sich die nahegelegene Universitätsstadt Löwen ebenso einer Genehmigung, wie auch die Provinz Flämisch-Brabant, die Stadt und die Region Brüssel, der Umweltverband BBL und der Unternehmer- und Mittelstandsverband Unizo. Löwen befürchtet, wie auch die anderen Städte und Gemeinden in der näheren und weiteren Umgebung des Standorts - und letztendlich auch die Brüsseler Innenstadt, dass Uplace für einen Kundenrückgang und für zusätzlichen Leerstand in den Einkaufsstraßen sorgen werde, zumal in naher Zukunft in der Region Brüssel-Hauptstadt drei weitere mehr oder minder große Einkaufszentren geplant und eröffnet werden sollen.

Zurzeit läuft eine öffentliche Befragung zum Thema Umweltverträglichkeit und Verkehrsbelastung zu Uplace, an der sich Städte, Gemeinden und die verschiedensten Bürgerinitiativen und Interessenverbände ihre Beschwerden beteiligen können. Danach muss die flämische Landesregierung ihre definitive Entscheidung zur Baugenehmigung bzw. zur Betriebsgenehmigung fällen. In einer ersten Instanz gab Flandern 2012 für das Projekt noch grünes Licht.

Umstrittene Studie

Im Februar 2015 war eine Studie zur Raumordnung und zum Verkehr um Uplace, die die flämische Landesregierung in Auftrag gegeben hatte, ist in Misskredit geraten. Den Auftrag dazu hatte ein Forschungsbüro erhalten, dass bereits Dienstleistungen für Uplace verrichtet hat. Die Antea Group Belgium hatte festgestellt, dass das in der Planung verkleinerte Shopping Center in Machelen unter dem Viadukt von Vilvoorde (Flämisch-Brabant) keine zusätzlichen Verkehrsprobleme in den lokalen Nebenstraßen oder auf dem Brüsseler Ring verursachen werde. Fachleute, die ebenfalls Studien zu diesem Themenbereich angefertigt haben, bezweifeln dies. Uplace und die Antea Group Belgium hatten sich jeweils auf ihren Webseiten als Partner verlinkt. Doch diese Links sind seit Dienstag stillgelegt und verschwunden.

Das umstrittene Projekt, das auf dem früheren Gelände der Renault-Fabrik in Vilvoorde nördlich von Brüssel entstehen soll, ist von bislang noch nicht gekanntem Umfang in unserem Land. Es umfasst die Einrichtung von unzähligen Geschäften, Büros, Restaurants und sogar einem Hotel. Das Unternehmen Uplace des Geschäftsmannes Bart Verhaeghe, der auch Vorsitzender des Club Brügge ist, hat versprochen, dass das Projekt 3.000 Arbeitsplätze schaffen werde. Uplace werde jedenfall keine gewöhnlichen Geschäfte anziehen, sondern Erlebnisgeschäfte. Damit meint er Händler, die man in den bislang bestehenden Einkaufszentren normalerweise nicht findet.

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