Zu viele Filialen bei der belgischen Eisenbahn?

Belgiens Bahnchef Jo Cornu und Bundesverkehrsministerin Jacqueline Galant (MR - Foto)) sind der Ansicht, dass es bei der belgischen Bahngesellschaft NMBS/SNCB zu viele Filialen und Tochterunternehmen gibt. Eine Arbeitsgruppe soll jetzt den Bestand von dutzenden Bahnfilialen durchforsten und schauen, was davon brauchbar und war überflüssig ist, wie die flämische Wirtschaftszeitung De Tijd meldet.

Diese Woche ließ Verkehrsministerin Jacqueline Galant die Bemerkung fallen, dass seit ihrem Amtsantritt im Oktober bei der Bahn täglich „Leichen aus dem Schrank fallen“. Es sei eine Katastrophe, wie viele kleine Tochterunternehmen und Filialen zur Bahngesellschaft NMBS/SNCB gehören und die meisten davon würden schlicht und einfach unter den Teppich gekehrt.

In den letzten Jahren hat sich bei der Bahn in Belgien viel geändert und es hat auch Einschnitte gegeben, doch noch immer tummeln sich bei der NMBS/SNCB 82 betriebsfremde Unternehmen, die z.B. in den Bereichen Parkplätze, IT, Immobilien oder Finanzangelegenheiten aktiv sind. Die Bahn unterhält sogar eine eigene Krankenkasse, die dutzende Mitarbeiter beschäftigt, wie De Tijd dazu meldet.

Das Problem bei diesen Bahn-Unternehmen ist deren mangelhafte Transparenz innerhalb des Konzerns. Kontrolle kommt meist nicht vor und die Finanzen dieser Tochterunternehmen bleiben meist undeutlich. Doch jetzt werden alle diese Unternehmen durchleuchtet und auf den Prüfstand gestellt, was in Zukunft für zusätzliche Einsparungen führen soll.

Oben an steht Eurostations. Diese Bahnfiliale beschäftigt sich mit Bahnhofsneubauten und ist u.a. für die Megaprojekte Lüttich-Guillemins, Mons und Ostende verantwortlich, wo seit einigen Jahren Millionensummen investiert wurden.

Gerade zu diesen Investitionen findet die zuständige Aufsichtsministerin Galant laut De Tijd kaum brauchbare Informationen…

Derzeit belaufen sich die Altschulden der Bahn auf rund 5 Mia. € und jährlich fährt die NMBS/SNCB 200 bis 250 Mio. € Verluste ein. Bahnchef Cornu geht davon aus, dass die Bahn pleitegeht, wenn sich nicht bald etwas an dieser Situation ändert.

BELGA/KRAKOWSKI

Die Bahn sucht 1.300 neue Mitarbeiter

Trotz der Tatsache, dass die belgische Eisenbahngesellschaft NMBS/SNCB jährlich rote Zahlen schreibt, sollen nächstes Jahr bis zu 1.300 neue Mitarbeiter angeworben werden. Über diese Anwerbungen sollen die Stellen vieler in der nächsten Zeit in Rente gehender Eisenbahner ausgeglichen werden.

In den kommenden 10 Jahren wird fast die Hälfte des heutigen Personalbestand der Bahn in den Ruhestand gehen. Die meisten neu zu besetzenden Stellen sind die von Lokführern und Unterhaltspersonal für Gleise und das rollende Material.

Gleichzeitig will die Bahn rund 703 Mio. € investieren, auch wenn die staatlichen Dotationen für die NMBS/SNCB um rund 180 Mio. € jährlich gesenkt wurden.

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