600.000 Tonfiguren stellen die Kriegstoten dar

Offiziellen Zählungen in den Archiven des „In Flanders Fields Museums“ zufolge haben 600.000 Soldaten aus der ganzen Welt und Zivilisten während des Ersten Weltkriegs in Belgien ihr Leben verloren. Diesen Gefallenen widmet sich jetzt ein Landart-Kunstwerk mit 600.000 Tonfiguren, die diese hier gefallenen Soldaten und getöteten Bürger darstellen sollen. Bis zum 100. Jahrestag des Kriegsendes im November sollen diese Figuren auf einer Wiese der Provinz-Domäne „De Palingbeek“ in Zillebeke bei Ypern in Westflandern ausgestellt werden.

„Coming World Remember Me“ nennt sich das Projekt des flämischen Künstlers Koen Vanmechelen (kl. Foto), bei dem für jeden in Belgien gefallenen Soldaten und für jeden infolge von Kampfhandlungen ums Leben gekommenen Zivilisten eine Tonfigur gebrannt und aufgestellt werden soll. 600.000 Tote sollen es gewesen sein. Diese Zahl stammt aus den Namenslisten im „In Flanders Fields Museum“ in Ypern. Vanmechelen wählte Ton als Stoff für die Figuren aus, weil Ton eine weitverbreitete Erde in der Westhoek in Westflandern ist, wo 1914-1918 viele Schlachtfelder waren. Und Ton müsse man backen, so Vanmechelen. Feuer mache sie, die Figuren stark, doch im Feuer seien die Soldaten während des „Großen Krieges“ vielfach umgekommen…

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Während vier Jahren haben zahllose Menschen, darunter viele flämische Schulkinder (Foto unten), die 600.000 Tonfiguren geformt und gebacken. Die kleinen Skulpturen haben die Form eines gebeugten Menschen, der vielleicht Schutz sucht, vielleicht sich aber auch besinnt oder der nachdenkt. Die Figuren stellen laut Initiator Koen Vanmechelen sowohl einen verletzlichen Menschen dar, als auch ein starkes Rückgrat. Die Botschaft des Künstlers ist einfach zu verstehen. Man soll nicht nur dem Krieg gedenken, sondern auch daran glauben, dass der Mensch die Welt besser machen kann.

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Neben den 600.000 Tonfiguren entsteht auf dem Gelände der der Provinz-Domäne „De Palingbeek“ in Zillebeke bei Ypern auch ein riesiges Ei, dass mit einer Größe von gut 10 x 4 Metern als „Ur-Symbol“ für das Leben stehen soll. Die Stelle, an der das Landart-Werk entsteht, nennt Koen Vanmechelen „Niemandsland“, denn sie befindet sich auf halbem Weg zwischen einer deutschen und einer britischen Stellung aus dem Ersten Weltkrieg, wo viele junge Leben vor genau 100 Jahren abrupt ein Ende fanden.

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Das Werk soll bis zum 100. Jahrestag des Kriegsendes am 11. November 2018 dort zu sehen sein. Danach werden die 600.000 Figuren dort weggeholt. Zwei Dinge bleiben aber dort: Das Ei und eine Glaskugel mit einem ganz besonderen Inhalt. Darin werden sich sogenannte „Dogtags“ (Foto unten) befinden. Das sind die kleinen Metallplaketten, die jeder Soldat trägt und über die dieser identifiziert werden kann. Auf diesen Plaketten werden jeweils der Name eines Gefallenen und der Name einer Person stehen, die eine der vielen Tonfiguren hergestellt hat. So sollen symbolisch das Gestern und das Heute zusammenkommen.

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