Wijtschate: Crowdfunding für "Höhe 80"

In Wijtschate im flämischen Heuvelland in Westflandern soll am Ortsrand ein neues Wohngebiet entstehen. Dort, wo in absehbarer Zeit neue Häuser gebaut werden sollen, befinden sich aber auch die Überreste eines für Historiker interessanten deutschen Schützengrabens aus dem Ersten Weltkrieg. Archäologen wollen „Höhe 80“ vor der Bebauung ausgraben und analysieren. Dazu brauchen sie Geld und dieses Geld soll über ein Crowdfunding eingenommen werden.

Belgische, deutsche und britische Archäologen, Fachleute und Historiker wollen „Höhe 80“ in Wijtschate vor einer Bebauung des Geländes noch gründlich unter die Lupe nehmen, doch dazu brauchen sie die notwendigen finanziellen Mittel. Um die veranschlagten 250.000 € zu finden, haben sie eine Crowdfunding-Aktion gestartet.

Der flämische Archäologe Simon Verdegem, der maßgeblich an diesem Projekt beteiligt ist, brachte es gegenüber der VRT-Nachrichtenredaktion auf den Punkt: „Crowdfunding erwies sich als die einzige Art und Weise, die vollständige Geschichte dieser Anlage zu erzählen“. Spender und Gönner können mit Beträgen von zwischen 10 € und 920 € mit dabei sein. Je höher die Spende, desto mehr bekommt man als Gegenleistung. Das bedeutet z.B. die Möglichkeit, tagelang an der Ausgrabung dieses einzigartigen Stückes Kriegsgeschichte mitarbeiten zu dürfen…

(lesen Sie bitte unter dem Foto weiter)

Warum ist „Höhe 80“ so interessant? Wijtschate geriet schon früh im Ersten Weltkrieg in deutsche Hände. Der Ort liegt 80 m über dem Meeresspiegel und bot den deutschen Truppen eine gute Sicht auf Ypern, die Stadt, die sie unbedingt einnehmen wollten.

Die Soldaten nannten diese Stellung mit ihren Schützengräben „Höhe 80“. Daher stammt auch die Bezeichnung dieses archäologischen Projekts: „Höhe 80 - Whitesheet“. Die Briten nannten Wijtschate damals so. Das Gelände geriet bei den Historikern bereits 2015 in den Fokus der Recherchen. Damals gab es dort Probeausgrabungen, die auf reichhaltige Funde für die Wissenschaft und die Erforschung des damaligen Kriegsgeschehens schließen ließen.

„Höhe 80“ in Wijtschate ist nicht nur eine Schützengrabenstellung der Deutschen gewesen, sondern bildete auch eine Art Festung. Diese inzwischen unter der Erde befindliche Anlage ist eine für die Historiker einmalige Kombination aus Naturelementen, den Resten einer Ruine eines alten Hofes sowie Schützengräben und Tunneln.

"Zukünftigen Generationen verpflichtet"

Seit dem Ende des Krieges im November 1918 ist dieser Ort von Menschenhand nicht mehr berührt worden, was ihn so einmalig macht, wie Pieter Doyle, Historiker an der London South Bank University dazu erklärt: „Diese einmalige Anlage verdient es, detailliert studiert zu werden, bevor es zu spät ist. Wir sind dies zukünftigen Generationen verpflichtet.“

Zudem, so die beteiligten Historiker, Archäologen und Wissenschaftler, solle die dort noch liegenden deutschen und britischen Gefallenen ein echtes Grab erhalten.

Mehr Informationen zur Geschichte der Anlage und zum Crowdfunding bieten die Webseiten www.Hill80.com und die Crowdfunding-Seite auf www.kickstarter.com.

Meist gelesen auf VRT Nachrichten