Ypern: Menentor vor 90 Jahren eingeweiht

Vor genau 90 Jahren enthüllten Belgiens damaliger König Albert I. und der britische Armeemarschall, Lord Herbert Plumer, in Ypern in Westflandern das Menentor, in Flandern Menenpoort genannt. Auf diesem Monument sind die Namen von über 54.000 Soldaten aus dem Commonwealth aufgeführt, die kein eigenes Grab haben. Seit 1927 ist dieses Tor eines der wichtigsten Denkmäler zum Ersten Weltkrieg in Westflandern, wo dieser Krieg bis heute seine Spuren hinterlässt.

Nach dem Ersten Weltkrieg, der von 1914 bis 1918 fast unaufhörlich in der sogenannten „Westhoek“ im Dreieck Westflandern - Frankreich - Nordseeküste gewütet hatte, wurde rasch deutlich, dass nicht alle auf den dortigen Schlachtfeldern gefallenen Soldaten ein eigenes Grab auf einem der vielen dort entstandenen Soldatenfriedhöfe finden würden. Viele von ihnen waren vermisst oder wurden nicht identifiziert in anonymen Gräbern bestattet.

Aus diesem Grunde wurde auf der Straße nach Menen in Ypern, auf der viele Soldaten, die unter der britischen Krone kämpften, an die Front zogen, ein Denkmal für diese Gefallenen errichtet: Das Menentor. Diese Gedenkstätte war seinerzeit die erste ihrer Art.

Victoria Wallace, die Direktorin der Commonwealth War Graves Commission, weilte anlässlich der Feierlichkeiten zum 90. Jahrestag der Einweihung des Menentors in Ypern: „Dies war das erste Denkmal für Vermisste, auf dem jeder einzelne Name zu lesen war. Es ist sehr bemerkenswert, dass auch heute noch, wenn so etwas passiert, wie 9/11, noch immer solche Denkmäler mit Namen errichtet werden. Dies war das erste davon.“

Gregory Andrews, der Botschafter Neuseelands in Belgien, war ebenfalls bei den Feierlichkeiten in Ypern. Er ist von der Symbolhaftigkeit dieses Menentors überzeugt: „Es wurde ein großes aber einfaches Monument gebaut, an dem den Vermissten gedacht werden kann. Jetzt können wir zu all jenen, für die wir hierherkommen sagen: ‚Er ist nicht vermisst. Er ist hier‘.“

Jeden Tag aktuell...

Bis heute werden noch sterbliche Überreste von Gefallenen auf den Schlachtfeldern rund um Ypern und in der „Westhoek“ entdeckt, auch 100 Jahre nach dem Krieg, sagt Victoria Wallace: „Wenn wir einen solchen Gefallenen identifizieren können, geben wir ihm ein echtes Grab. Und bei der nächsten Restaurierung des Menentors wird dessen Name dort entfernt.“

Doch eines steht unumstößlich fest. Für die allermeisten dieser 54.896 Soldaten aus Großbritannien, Australien, Kanada, Neuseeland, Indien und Südafrika bleibt das Menentor der einzige Ort, an dem ihnen gedacht werden kann.

Jeden Tag erinnert die „Last Post“ an die Gefallenen. Und jeden Tag um punkt 20 Uhr am Abend verfolgen zahlreiche Touristen aus dem Commonwealth oder sogar Nachkommen von hier verewigten Gefallenen diese stets wieder ergreifende Zeremonie.

Fotos von Zeremonien am Menentor

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