1914-1918 - Wie die Amerikaner Belgien halfen

Als die Deutschen das neutrale Belgien 1914 besetzten, beschlagnahmten sie große Teile der Lebensmittelreserve, der landwirtschaftlichen Ernte und des Viehbestandes. Dies führte rasch zu bedrohlichen Zuständen und Versorgungsengpässen, vor allem in den Städten Belgiens. Die Menschen im Land überlebten den "Großen Krieg" nicht zuletzt durch Hilfe aus dem Ausland. Das so genannte "Belgische Hilfswerk" spielte darin eine Hauptrolle.

Die Kommission für das Belgische Hilfswerk (Commission for Relief in Belgium, kurz C.R.B.) war eine amerikanische Initiative, zu der die belgischen Industriellen Emile Francqui und Ernest Solvay aus Sorge über ihr Land den Anstoß in der US-Botschaft in London gaben. Diese größte Lebensmittel-Hilfsaktion, die die Welt bis dato je gesehen hatte, kam schon im Oktober 1914 ins Rollen.

Eigentlich ging der amerikanische Bergbauingenieur und spätere US-Präsident Herbert C. Hoover, der die Leitung über diese Aktion bekam, davon aus, dass der Krieg nur von kurzer Dauer sei und dass man die Zivilbevölkerung im von Deutschland besetzten Belgien nur bis zur nächsten Ernte versorgen müsse. Die Mittel zu dieser Hilfe kamen zum größten Teil aus Spenden von den Amerikanern. Letztendlich dauerte diese Aktion aber vier Jahre.

Millionen Tonnen Lebensmittel wurden aus der ganzen Welt mit vornehmlich amerikanischen Finanzmitteln gekauft und nach Belgien und in einen Teil Nordfrankreichs geschafft, um dort ständig drohende Hungersnöte zu vermeiden. Das Projekt hing fast immer am seidenen Faden, denn die Initiatoren mussten sich immer wieder mit den deutschen Behörden in Belgien herumschlagen. Und viele der Transportschiffe aus Übersee sanken durch Seeminen, Beschuss durch Kriegsschiffe, U-Boote oder Flugzeuge - trotz Flaggen und großer Transparente, die auf die C.R.B. hinwiesen.

Letztendlich sorgten Hoover, seine internationalen Helfer und die Spender aus den USA auch für die Grundlage einer dauerhaften Freund- und Partnerschaft zwischen Belgien und den Vereinigten Staaten.

Ausstellungen

Darauf weist eine kleine Ausstellung unter dem Titel „Glory and Gratitude to the United States, 1914-1918: food aid“ (Foto oben), die aber nur noch bis zum 28. Februar dauert, im Lütticher Museum Grand Curtius (Féronstrée 163, 4000 Lüttich) hin. Nebenher zeigt die nahegelegene Bibliothek Ulysse Capitaine (Féronstrée 118, 4000 Lüttich) eine Auswahl an Briefen, die Kinder aus Belgien zum Dank für die C.R.B.-Hilfe an die Amerikaner sendeten. Und auch die Ausstellung „Food & War“ im „Brüsseler Museum für Mühlen und Lebensmittel“ im Stadtteil Evere (Windmolenstraat 21, 1140 Evere) erinnert an diese Episode, die Belgien so sehr prägte (siehe auch nebenstehenden Beitrag).

C.R.B.-Lebensmittel auf dem deutschen Schwarzmarkt

Eine kaum in der Geschichte erwähnte Episode ist die von den für die Belgier vorgesehenen Lebensmittelpaketen aus den USA, die den Weg auf den deutschen Schwarzmarkt fanden. Hier war die damals noch deutsche Grenzstadt Eupen, heute Hauptstadt der Deutschsprachigen Gemeinschaft in Belgien, nach Erzählungen Dreh- und Angelpunkt des Schmuggels.

Der aus Eupen stammende deutsche Soldat Peter Schmitz, der 1935 das später von den Nazis verbotene Anti-Kriegsbuch „Golgatha“ (2014 vom Donat Verlag in Bremen wiederaufgelegt - ISBN 978-3-943425-32-1) geschrieben hat, erzählte darin von seinen Erlebnissen im Ersten Weltkrieg. Dabei erwähnte er auch diesen Schmuggel und Schwarzhandel in Eupen, den er während eines Fronturlaubs in seiner Heimatstadt erlebte.

Das sonst so unbedeutende Weberstädtchen Eupen sei als eine Stadt "des Specks, des Puddingpulvers und anderer Kostbarkeiten berühmt geworden.“ Aus allen Teilen Deutschlands seien Schmuggler und Wucherer nach Eupen gekommen, um sich Lebensmittel zu sichern, die wohl auch mit Wissen von beteiligten Soldaten und Grenzbeamten den Weg dorthin gefunden haben sollen.

Während die Einwohner auch in dieser kleinen Stadt während des Krieges Hunger litten, hätten Schmuggler, Schieber und andere Abenteuer dort viel Geld mit der Not verdient, so Schmitz in „Golgatha“. Darin schrieb er auch den prägenden Satz: „Von ihnen wird der Krieg lediglich als Mittel zum Zweck des Geldverdienens angesehen.

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