Der Hafen von Zeebrügge wappnet sich für den Brexit

Die Folgen des Brexit für den Hafen von Zeebrügge (Westflandern) werden, selbst im günstigsten Fall, besonders groß sein. Der Hafen trifft schon jetzt Vorkehrungen.

Dieses Negativ-Szenario prophezeihen nicht nur die Hafenleitung, sondern auch der Verband der Hafenunternehmer (APZI), die Unternehmerorganisation Voka Westflandern und die Zentrale für Reeder an diesem Montag.

Sie haben schon einmal eine Übersicht über mögliche Folgen und Schritte gemacht, die bereits heute unternommen werden können, um auf den Brexit am 29. März 2019 bestmöglich vorbereitet zu sein. 

Großbritannien verläßt am 29. März 2019 die Europäische Union, doch viele Fragen sind noch offen. Die Folgen für zum Beispiel den Hafen von Zeebrügge und die westflämische Wirtschaft sind noch gar nicht abzusehen. Beide hängen sehr stark vom britischen Markt ab.

Klar ist jedoch heute schon, dass es wieder mehr Kontrollen und Verwaltungsaufwand geben wird. 46 Prozent des Handels in Zeebrügge verläuft von und nach Großbritannien. Das macht 5.000 Jobs, 500 Millionen Euro an Mehrwert und 70 Fährdienste pro Woche. 67 Prozent betrifft den Export, vor allem Textil, Nahrungsmittel und Fahrzeuge. "Unser Vorteil ist, dass wir jede Menge unbegleiteten Transport haben", so der CEO des Hafens, Joachim Coens. "Nur für Güter ist eine zusätzliche Kontrolle nötig, während Trucker zum Beispiel in Calais länger aufgehalten werden."

Zeebrügge hat bereits die ersten Auswirkungen zu spüren bekommen, obschon die meisten inzwischen unter Kontrolle sind. Die ersten Handelstiefs von kurz nach dem Referendum sind kompensiert, unter anderem dank eines stärker werdenden Pfunds.

"Wir müssen uns hier auf einen zügigen Verkehrsfluß konzentrieren. Dafür bedarf es zusätzlicher Zollbeamte. 141 extra Mitarbeiter sind bereits versprochen worden. Wir wollen zudem Klarheit für die Übergangsperiode und die Freihandelsvereinbarungen. Wenn alle Partner mitmachen, sind wir 'Brexit-beständig'", so Coens.

Marc Adriaensens vom APZI betont, dass man auch viel mehr Platz brauche. "Für die zusätzlichen Kontrollen braucht man mehr Lagerraum. Die Förderzone ist jetzt schon zu klein", fügt er hinzu.

Auch der Fischereisektor ist besorgt. Im Falle eines harten Brexit droht den Fischern, ein Fischereiverbot in britischen Gewässern. Hierbei handelt es sich um etwa die Hälfte ihrer Fangmenge.

"Wir haben zwei Botschaften. Wir hoffen, dass die Briten noch einmal gut darüber nachdenken, ob sie tatsächlich aus der Zollunion austreten wollen. Tun sie das nicht, löst sich vieles bzw. alles von selbst. Werden jedoch die Freihandelsabkommen geschlossen, dann sollten die Briten besser mit unserer Position rechnen. Das wird kein Abkommen wie mit Kanada oder Korea. Die Situation ist anders", so der Europaabgeordnete Tom Vandenkendelaere (CD&V).

Der Europaparlamentarier Sander Loones (N-VA) fordert ebenfalls ein möglichst handelsfreundliches Abkommen und nennt auch andere Themen wie das Unterrichtswesen, die Sicherheit und die Migrationsproblematik.

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