Europaabgeordneter will Klärung beim Thema "Methadon in der Krebsbehandlung"

"Bürger aus meinem Wahlkreis haben mich auf verschiedene Pressebeiträge aufmerksam gemacht, in denen über die Forschungsergebnisse einer deutschen Chemikerin berichtet wurde, wonach der Einsatz von Methadon die Wirkung einer Chemotherapie bei der Krebsbehandlung deutlich verbessern könne", sagt der Europaabgeordnete Pascal Arimont in einem Interview mit Uta Neumann. Doch das Thema ist umstritten. Fachkreise warnen vor falschen Hoffnungen und dass die Wirksamkeit des Opioids für therapieresistente Tumorleiden noch nicht ausreichend belegt sei. Um Unsicherheiten bei Betroffenen zu vermeiden, hat Arimont Mitte Juli eine parlamentarische Anfrage an die Europäische Kommission gestellt.

"Methadon unterstützt offenbar die Wirkung von Chemotherapien schwerkranker Krebspatienten. Doch die Pharmaindustrie will den Wirkstoff für die Therapie nicht weiter erforschen", fasst die deutsche ARD ihren Bericht über die Forschungsergebnisse einer deutschen Chemikerin in der Sendung 'Plusminus' vom April dieses Jahres zusammen. Auf diese Reportage und weitere Medienberichte ist der ostbelgische Europaabgeordnete Pascal Arimont von Bürgern seines Wahlkreises aufmerksam gemacht geworden, denn die Berichte haben zahlreiche Diskussionen über Methadon als Mittel in der Krebstherapie ausgelöst.

Während die einen Hoffnung schöpfen, warnen andere gerade vor einer solchen "falschen Hoffnung". Die Bürger sind verunsichert. Aus diesem Grund hat Arimont eine parlamentarische Anfrage an die Europäische Kommission gestellt. Er will wissen, ob der Kommission die Erkenntnisse aus den bislang durchgeführten Experimenten mit Methadon bei der Krebsbehandlung bekannt sind und wie sie diese einordnet.

Mehrfach wird aus der Fachwelt berichtet, dass die Wirksamkeit des Opioids Methadon im Kampf gegen Krebs noch nicht ausreichend belegt sei. Doch genau die Untätigkeit in der Forschung in diesem Bereich wird der Pharmaindustrie im Bericht der ARD vorgeworfen.

Es fehlt also offenbar vor allem an unabhängigen klinischen Studien zur Objektivierung. "Da aktuell evidenzbasierte Erkenntnisse fehlen - diesbezügliche klinische Studien konnten bislang offenbar nicht durchgeführt werden - habe ich mich dazu entschlossen, die EU-Kommission mit der Thematik zu konfrontieren“, betont Arimont im Interview.

"Die EU unterstützt viele Forschungsprojekte in diversen Bereichen. Gerade die Krebsforschung ist in meinen Augen ein wichtiger Aufgabenbereich. Eine Einschätzung der Kommission ist mir wichtig. Auch um möglicherweise zu einer Objektivierung der Debatte zu führen."

"Es geht mir außerdem um die Frage, warum es in einem solch wichtigen Bereich wie der Krebsbekämpfung nicht genügend Mittel für eine nachhaltige Grundlagenforschung gibt. Welche Rolle spielt die Wirtschaft, welche die öffentliche Hand? Dem gilt es, nachzugehen."

"Unabhängige klinische Studien unterstützen"

Was kann die Europäische Kommission tun? Arimont verlangt in seiner Anfrage an die Kommission überdies eine Stellungnahme zu der Frage, ob sie dazu bereit wäre, unabhängige klinische Studien finanziell zu unterstützen: "Ich habe die Kommission u.a. darum gebeten, sich dazu zu äußern, ob sie im Rahmen der existierenden Programme oder im Rahmen eines Pilotprojektes unabhängige klinische Studien finanziell unterstützen kann, um fundierte Erkenntnisse zu Wirkungsgrad und Erfolgsaussicht einer solchen Therapie sowie den potentiellen Nebenwirkungen zu ermöglichen."

"Auch die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie (DGHO), die in einer Stellungnahme in diesem Zusammenhang von einer ‘unzureichenden Datenbasis‘ spricht, verlangt ja nach Daten aus kontrollierten Studien."

Mit einer Antwort der Kommission rechnet Pascal Arimont erst im September: "In der Regel sollte eine solche parlamentarische Anfrage innerhalb von drei Wochen beantwortet werden. Allerdings wird es aufgrund der Urlaubszeit zu Verzögerungen kommen."

Was er erwartet? Eine aussagekräftige Stellungnahme seitens der Kommission sowie eine Bewertung der aktuell vorliegenden Erkenntnisse, erhoffe er sich. "Wenn diese nicht fundiert genug sind, müssen weitere Forschungen angestrengt werden. Das scheint mir evident."

"Wirtschaftliche Überlegungen dürfen hier keine Rolle spielen"

Sollte es auf europäischer Ebene zu einer finanziellen Unterstützung von Projekten unabhängiger klinischer Studien in diesem Fall kommen, was könnte das dann für die Patienten bedeuten? "Für mich ist es wichtig, dass es keine weiteren Unsicherheiten seitens der Betroffenen gibt", antwortet der Belgier.

"Es soll Gewissheit geschaffen werden. Können die Erkrankten auf eine neue Methode hoffen oder nicht? Darauf kann nur die Wissenschaft antworten. Und darum sollten die entsprechenden Forschungsgelder zur Verfügung stehen. Wirtschaftliche Überlegungen dürfen in diesem Zusammenhang keine Rolle spielen, denn es geht um das Leben der Menschen."

Pascal Arimont

Pascal Arimont (CSP-Christlich Soziale Partei) ist ein ostbelgischer Abgeordneter, der für die Deutschsprachige Gemeinschaft im Europäischen Parlament sitzt. Er ist u.a. Stellvertreter im Ausschuss für Industrie, Forschung und Energie.

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