Brief an die Briten: "Gleichen Rechte für Europäer im Vereinigten Königreich, auch nach Brexit!"

Die drei Millionen Europäer, die im Vereinigten Königreich wohnen, dürfen nach dem Brexit nicht schlechter behandelt werden als andere Europäer auf dem Festland. Das fordern fünf große Fraktionen im Europaparlament in einem gemeinsamen Schreiben an die Briten.

Sollten Bürger der Europäischen Union Rechte im Vereinigten Königreich verlieren, drohen die Fraktionen mit der Ablehnung der am Ende der Verhandlungen getroffenen Vereinbarungen mit den Briten.

Die britische Premierministerin Theresa May will allein britische Gerichte über EU-Bürger entscheiden lassen. Das bedeutet jedoch Unsicherheit für die dort lebenden EU-Bürger, sagte der Fraktionsführer der Liberalen und Brexit-Beauftragter im Europaparlament, Guy Verhofstadt.

"So wird die Familienzusammenführung viel schwieriger werden, die Teilnahme an den Kommunalwahlen wird nicht mehr möglich sein. Doch wir haben eine ganz andere Einstellung hierzu. Diese Bürger sollen die gleichen Rechte wie die britischen Bürger haben. Wir schlagen vor, dass das gleiche System angewandt wird, wie bei EU-Bürgern in der Europäischen Union, ohne administrativen Ärger und Einschränkungen von Rechten, die sie derzeit noch genießen", sagte Verhofstadt im VRT-Radio an diesem Montagmorgen.

Was so ziemlich alle pro-europäischen Fraktionsführer im Europaparlament kritisieren ist, dass Europäer in Großbritannien nach dem Brexit zu Bürgern zweiter Klasse degradiert werden.

Der Zeitpunkt des Briefes ist kein Zufall, denn am heutigen Montag beginnen die technischen Verhandlungen zum Brexit. Man wolle den Hauptverhandlungsführer, Michel Barnier, unterstützen und von Anfang deutlich machen, dass es keine Mehrheit im Europäischen Parlament für ein Abkommen geben werde, bei dem die Rechte der Bürger eingeschränkt würden, hieß es.

Keine Vergeltungspolitik

Der britischen Bürokratie machen die fünf europäischen Fraktionsführer einen einfachen Gegenvorschlag: Alle Rechte, die die Bürger heute haben, sollen einfach verlängert werden, ohne administrativen Aufwand und ohne Einschränkungen.

Das soll dann nicht nur für Europäer gelten, die in Großbritannien leben, sondern auch für die eine Millionen Briten auf dem europäischen Festland. “Wir garantieren den Briten, dass sie einfach weiterhin in den Genuß der gleichen Rechte kommen."

Verhofstadt, will mit dem Brief einen Rosenkrieg zwischen Europa und dem Vereinigten Königreich vermeiden. "Auch wenn die Briten, nun vorstellen, die Rechte der Europäer einzuschränken, heißt das noch lange nicht, dass wir das gleiche auf dem Festland machen werden."

"Das Europäische Parlament und die Demokratie wurden nicht gegründet, um die Rechte der Bürger einzuschränken, sondern um diese zu garantieren."

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