Belgische Türken scheuen Reise in ihre Heimat

Gleich mehrere belgische Türken haben feststellen müssen, dass es vorerst besser für sie ist, nicht in ihr Heimatland zu reisen. Sie riskieren dort ihre Verhaftung. Einige der Betroffenen wissen, dass sie in ihrem Heimatland auf Fahndungslisten stehen, haben aber keine Ahnung davon, was ihnen konkret vorgeworfen wird.

Es kommt nicht selten vor, dass im Ausland lebende Türken bei einer Reise in ihre Heimat verhaftet werden. Oft wissen die Betroffenen noch nicht einmal, dass gegen sie ermittelt wird und warum sie polizeilich verfolgt werden. Hauptgrund für solche Vorgänge ist, dass sie sich in ihrer Wahlheimat, z.B. hier in Belgien, kritisch über die Machthaber in der Türkei, sprich gegen das Erdogan-Regime geäußert haben. Danach wurden sie von ebenfalls hier lebenden Landsleuten denunziert. Einige der Betroffenen Türken, die im belgischen Bundesland Flandern leben, haben sich gegenüber der VRT-Nachrichtenredaktion zu den Vorgängen in ihrer Heimat geäußert.

Ehet Aras (Foto links), Betreiber eines Kebab-Restaurants in Tessenderlo in der Provinz Limburg, fährt normalerweise alle zwei Monate in die Türkei, doch davon sieht er derzeit lieber ab, denn die Polizei stand in seinem türkischen Domizil vor der Türe: „Ich habe ein Haus in der Nähe von Izmir. Im Januar sind sie dort gewesen, um mich zu verhaften und mitzunehmen, doch ich war hier. Laut meines Anwalts riskiere ich dort eine Haftstrafe von zwischen einem und fünf Jahren Haft wegen Beleidigung des Staatsoberhauptes und Landesverrat.“ Ehet Aras hält sich mit Kritik am derzeitigen Regime in seiner Heimat allerdings nicht zurück und äußert sich regelmäßig über die sozialen Medien zu den Vorgängen in der Türkei.

Auch gegen Yasin Kilic (Foto rechts) aus Genk, ebenfalls in Limburg, läuft in der Türkei ein gerichtliches Verfahren. Yassin hat die doppelte Staatsbürgerschaft und erfuhr nur zufällig, dass er jetzt besser nicht in die Türkei fahren sollte: „Ich war zufällig auf dem Konsulat in Antwerpen, um eine Verwaltungsangelegenheit zu regeln und dort wurde mit erzählt, dass ein Gerichtsverfahren gegen mich läuft. Ich habe keine Idee, warum das so ist. Das ist das Problem. Die Leute wissen nicht dass etwas gegen sie vorliegt und auch nicht was man ihnen vorwirft.“ Kilic ist in Belgien bei den flämischen Sozialisten SP.A engagiert und hat einen Sitz in Stadtrat von Genk.

In der Türkei gilt nach dem gescheiterten Putschversuch gegen das AKP- und Erdogan-Regime immer noch der Ausnahmezustand und dies verleiht Polizei und Justiz weitgehende Macht. Tausende Menschen verloren ihren Job oder wurden wegen mutmaßlichen Verbindungen zu den Putschisten festgenommen.

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